1. Mai 2018

Wie 2017 legte der DGB unter der Erinnerungstafel  für das Volkshaus einen Kranz nieder. Uschi Bock, GEW, und Charly Braun, DGB, sprachen (s. Anhänge).

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Aus der Rede von Wilhelm Schwedhelm:

“ ………. In diesem Jahr will ich die Situation aus dem Jahr 1933 vor dem 1. Mai schildern. Der vorheri- ge Winter war ein sehr harter. Es gab während dieser Zeit in Soltau viele Menschen, die darauf ange- wiesen waren, eine warme Mahlzeit am Tag entweder aus der Suppenküche des Vaterländischen Frau- envereines oder in einem Pfarrhaus zu bekommen. ….. Laut eines Aufrufs von Bürgermeister Klapproth vom Herbst 1931 erhielt ein „Langzeitarbeitsloser“ lediglich 54 Reichsmark im Monat.

Hilfreich bei der preisgünstigen Versorgung der Bürger waren bis 1933 auch die drei Geschäfte des Konsumsvereins in Soltau, der bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurde.

Das von einer Genossschaft Ende der 20er Jahre gebaute und am 21.5.1928 eingeweihte „Volkshaus“ wurde zum Treffpunkt der verschiedenen Gruppen des Arbeitersportvereines, des Arbeitergesangverei- nes, des Reichsbanners mit seiner Musikkapelle, des Ortsvereins der SPD und des Fabrikarbeitervereins (Gewerkschaft). Auch eine eigene Bücherei wurde dort eingerichtet. Sowohl im Gastraum wie auch in den Versammlungs- und Klubräumen bestand kein Verzehrzwang. Das Eigentum an Grundstück und Haus behielt aber die Genossenschaft. ……….

Am 1. Mai 1933 wurden gemeinsame Aufmärsche und Kundgebungen von den Gewerkschaften, SA und SS durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt war das, was am nächsten Tag passieren sollte, bereits bis ins Kleinste vorbereitet.

Auch in Soltau begann „befehlsgemäß“ die Welle der Gleichschaltungen an diesem 2. Mai 1933 um 10 Uhr mit der Übernahme des „Volkshauses“ im Hagen. Auch das Volkshaus in Munster wurde gleichzeitig gestürmt.

Die Böhmezeitung berichtete in einem kleinen Artikel über die Vorgänge im Hagen. „Kommissar“ Hans Wengert führte die Aktion des SA-Sturms Soltau.

Trotz starker Bewachung des gesamten Grundstücks gelang es einigen Beherzten, Teile des Eigentums der dort tagenden Organisationen (Fahne des Arbeitergesangvereins, Liederbücher und Notenmaterial) zu retten. Die Musikinstrumente der Kapelle des Reichsbanners wurden jedoch, nachdem ihr Versteck verraten worden war, beschlagnahmt.

52 Jahre nach der entschädigungslosen Aneignung durch die sogenannte „Gleichschaltung“ enthüllte die Stadt auf Antrag der SPD-Ratsfraktion am 30.1.1985 an dem neuen Gebäude des alten Volkshaus-Standortes eine Tafel zur Erinnerung an die Vorgänge des 2.Mai 1933…… „